Weshalb diese Aktion der Sekundarlehrer-innen des SEW/OGB-L?

27.08.2003

Wir sind die ersten, die seit Jahren Reformen konsequent fordern und unterstützen .
Falls wichtige Reformen dann jedoch Hals über Kopf (fehl-)geplant und überstürzt eingeführt werden und gleichzeitig an allen Ecken und Enden gespart wird, wollen wir auch diejenigen sein, die das öffentlich anprangern !

Die gravierendsten Konsequenzen der Sparpolitik der letzten Jahre sind haufenweise Container- und Wanderklassen, katastrophale Infrastrukturen im Régime préparatoire des technischen Sekundarunterricht und eine völlig mangelhafte Personalpolitik.
Nun, da es gar nicht mehr anders geht, werden endlich Schulen gebaut, aber schon jetzt ist klar, dass die geplanten Neubauten beiweitem nicht ausreichen werden.
Auch qualifizierte Lehrkräfte kann man nicht kurzfristig aus dem Hut zaubern: beim letzten "Concours d'admission au stage" konnten von den 125 in Torschlusspanik für 1999 geplanten "Stagiaire"-Posten nur 97 besetzt werden!

Grundsätzlich werfen wir der Unterrichtsministerin und ihren Mitarbeiter-innen eine totale Konzeptlosigkeit in Sachen Reformen vor. Man kann nicht alles gleichzeitig tun und dazu noch mit einem relativ kleinen Team. Die Ziele die erreicht werden sollen, sind weder klar definiert noch in einem wirklichen Dialog mit den verschiedenen Schulpartner-innen abgesprochen! Kein Wunder dass die Schüler-innen, Lehrer-innen und Eltern von Tag zu Tag unzufriedener werden. Anstatt endlich eine fundamentale Diskussion zu führen, wird in alle Richtungen an Symptomen herumgedoktert.
Aktuelles Beispiel: anstatt endlich systematisch über Unterrichtsinhalte und -methoden zu diskutieren, wurden zum X. Male neue Promotionskriterien auf den Tisch gelegt ... .

Schlimm genug, dass die einzelnen Reformen sich nicht in ein Gesamtkonzept einfügen;
es hapert zusätzlich an der elementarsten Planungs- und Durchführungsmethodik
So wurden parallel eine ganze Reihe von Reformen in Angriff genommen, die dann schlussendlich überstürzt umgesetzt wurden. Das ist Dilettantismus pur!

Es fehlt auch hier nicht an Beispielen, so die "éducation précoce", die ohne Konsultation der Gemeinden Hals über Kopf eingeführt wurde, obwohl bis heute noch kein klares Konzept vorliegt.
Oder die Reform des "stage pédagogique", welche jahrelang verschleppt und verschlampt - und nun in unfertigem Zustand vor den Wahlen durchpeitscht wurde ! So müssen die Stagiare mit improvisierten Inhalten, noch inexistenten Bewertungskriterien, einer fehlenden Ausbildung der Ausbilder-innen, usw. vorlieb nehmen !
Die Schulautonomie ist ein weiteres unausgegorenes Thema. Es wird viel gemunkelt, es zirkulieren inoffizielle Texte, deren Ursprung unbekannt ist, aber klare Statements von Seiten des MENFP gibt es nicht. Auch wurden bisher noch keine Resultate der beiden Pilotprojekte veröffentlicht und es liegt immer noch keine Reaktion des MENFP auf die Vorschläge des "Conseil supérieur de l'éducation nationale" vor, die immerhin auf Anfang Juni letzten Jahres zurückgehen.

Wir sagen:

Die öffentliche Schule braucht gut durchdachte, mit den Schulpartnern ausdiskutierte, professionnel durchgeführte Reformen, moderne Infrastrukturen und genügend qualifiziertes Personal, damit sie ihre entscheidende Rolle als Entwicklungsfaktor des einzelnen Menschen und der Gesellschaft spielen kann !

In all diesen Punkten ist die BILANZ für die jetzige Führung im Unterrichtsministerium NEGATIV.

Wir erhoffen uns für die nächste Legislaturperiode die notwendigen Voraussetzungen, damit Lehrer Schüler und Eltern die schweren Herausforderungen bewältigen können und erklären uns in diesem Sinne bereit - mit welchem/welcher Unterrichtsminister/in auch immer - zusammenzuarbeiten !

Luxemburg, den 11. Mai 1999
SEW/OGB-L