Sozialpädagoginnen in der Schule: Claude Simon, Mitglied der Syndikatsleitung des SEW,im Gespräch mit Christiane Bach und ihrer Kollegin Liz (Journal 3/2005)

07.05.2005

Sozialpädagoginnen in der Schule


Claude Simon, Mitglied der Syndikatsleitung des SEW,im Gespräch mit Christiane Bach und ihrer Kollegin Liz

SEW-Journal: Wo arbeitet ihr?

Christiane: Wir sind zwei von sieben Sozialpädagoginnen, die zusammen mit einer Lehrerin in der Grundschule der Gemeinde Luxemburg Stützklassen (classe d'appui) betreuen.

SEW-Journal: Wie kann man sich eure Arbeit vorstellen?

Christiane: Die Anforderungen, die sich uns stellen, sind so zahlreich, wie die Kinder die zu uns kommen verschieden sind. Wir betreuen Schüler jeder Altersklasse mit schulischen oder sozialen Schwierigkeiten. Die Kinder bleiben in ihrer „Classe d'attache“ integriert und kommen zu uns in den Fächern, in denen sie eine besondere Stütze brauchen.

Liz: Die Integration der Kinder steht im Vordergrund. Zum Beispiel arbeite ich mit einer Lehrerin zusam-
men. Wir betreuen alle Kinder dieser Klasse gemeinsam. An der sozialen Ausbildung nehmen alle Kinder der Klasse teil.

Christiane: Wir übernehmen die sozialpädagogischen Aspekte. Das eigentlich Schulische wird in erster Linie vom Lehrer getätigt.

SEW-Journal: Wie schätzt ihr eure Arbeit ein?

Liz: Wann kann man bei unserer Arbeit von Erfolg sprechen? Unsere Kinder, bis auf wenige Ausnahmen, werden nicht den Anschluss an die anderen Klassenkamaraden finden. Ich spreche von Erfolg, wenn meine Kinder sich weiter entwickeln, wenn sie nicht entmutigt lediglich die Zeit in der Schule absitzen. So lange die Kinder interessiert bleiben, hat meine Arbeit einen Sinn.

Christiane:: Wir haben ganz andere Maßstäbe als die Klassenlehrer. Sie sehen keine Fortschritte, wenn sie diese Kinder mit der Klasse vergleichen. Wir gehen von sehr kleinen Schritten aus. Die Schulprobleme sind oft nicht schulischer Natur, so dass der Lehrer keine Interventions-möglichkeiten hat und doch wirken sich diese Schwierigkeiten auf die Schulleistungen aus.

Christiane: Ich wünsche mir eine größere Anerkennung für unsere Arbeit. Einzelne Lehrer haben Schwierigkeiten unsere Arbeit zu verstehen. Ich wünsche mir außerdem, wir könnten in einem Team auf der Ebene einer Schule Projekte zum Beispiel gegen die Gewalt in einer Schule organisieren.

Liz: Ich für meinen Teil hatte bis jetzt keine nennenswerte Probleme mit Lehrern, doch es stimmt, Projekte auf der Ebene einer Schule sind kaum möglich. Jedes Jahr setzen sich die Lehrerkollegien neu zusammen. Eine langfristige Arbeit wird so behindert.

Christiane: In meiner Schule kenne ich die Kinder sehr gut. Es hat sich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, doch die Lehrer wechseln häufig, so dass das Beziehungsgeflecht immer wieder gestört wird.

Liz: Ich bedauere auch, dass die Schulinfrastrukturen kaum den Anforderungen meiner Arbeit entsprechen. Meine Arbeit passt oft nicht in einen Klassensaal hinein.


Perséinleches


Firwat dëse Job?
… des Aarbecht stellt mir emmer nei Erausfuerderungen.
(Christiane)
...ech wollt ëmmer an engem enke Kontakt matt Mënsche schaffen...(Liz)

Gewerkschaftsaarbecht?
...d'Edukateurë sollen net ëmmer vergiess ginn, ech hoffe mir ginn am neie Schoulgesetz net erëm vergiess...(Christiane)

Däin Job an 10 Joer?
...eis Aarbecht hänkt weesentlech vum Schoulëmfeld of, get zum Beispill d'Ganzdagsschoul agefouert, wäert eis Aarbecht och nei definéiert ginn...(Christiane)

...ech wënsche mir, datt an de Klasse konsequent eng sozial Formatioun ugebuede gëtt... (Liz)



Eine Schulreform aus sozialpädagogischer Sicht


Liz: Das Bewertungssystem in den luxemburger Schulen muss überarbeitet werden. Die schwachen Schüler werden zur Zeit nur entmutigt.

Christiane: Die Lehrer sollen nicht hinter verschlossenen Türen alleine eine Klasse betreuen, sondern verstärkt multidisziplinär zusammenarbeiten.