Treffen mit dem Bildungsministerium zu der Voie de Préparation

Treffen mit dem Bildungsministerium zu der Voie de Préparation
Im Herbst 2023 wandten sich Lehrkräfte der Voie de Préparation (VP) an das SEW/OGBL, um über die besorgniserregenden Zustände in der VP zu berichten. Aufgrund der augenscheinlichen Missstände in der VP führte das SEW/OGBL in enger Zusammenarbeit mit Vertreter.innen der Voie de Préparation eine Umfrage unter den betroffenen Lehrkräften durch und erarbeitete nach Abschluss der Umfrage zusammen mit betroffenen Lehrkräften einen Forderungskatalog. Anfang März beantragte das SEW/OGBL eine Unterredung mit Vertretern des Bildungsministerium, um die mit den Lehrkräften erarbeiteten Lösungsvorschläge vorzustellen. Der erarbeitete Forderungskatalog sowie die Ergebnisse wurden Ende März der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Am 13. Mai fand schlussendlich die geforderte Unterredung zwischen dem Unterrichtsministerium und dem SEW/OGBL statt. Herr Romain Nehs, Herr Gilles Dhamen und Herr Alain Reeff vertraten dabei das Bildungsministerium; für das SEW/OGBL nahmen Joëlle Damé, Vera Dockendorf, Michel Reuter, Véronique Assa, Steve Goetzinger, Guy Havé, Rachida Dahman und Gilles Bestgen teil.
Folgende Themen wurden diskutiert:
1. Dringender Handlungsbedarf in der Voie de Préparation:
Das Bildungsministerium hat anerkannt, dass dringender Handlungsbedarf in der Voie de Préparation besteht. Die Ergebnisse der Umfrage des SEW/OGBL verdeutlichen, dass die Arbeitsbedingungen in der VP zu einem erhöhten Leidensdruck und teilweise Überforderung vieler Lehrkräfte führen. Kritisiert wurde vor allem, dass die Inklusion nicht angemessen umgesetzt werden kann. Dies erfordert eine umfassende Überprüfung der bestehenden Maßnahmen und eine gezielte Unterstützung der Lehrkräfte.
Um ein genaueres Bild von der Situation in den Schulen zu erhalten, plant das Bildungsministerium eine umfassende Umfrage unter allen „Régents de classe“ im Juni 2024. Diese qualitative Analyse wird es ermöglichen, die Profile der einzelnen Schüler.innen besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen für zukünftige Maßnahmen zu treffen.
Das SEW/OGBL begrüßt, dass das Bildungsministerium sich der herausfordernden Lage in den Schulen bewusst ist. Auch die geplante qualitative Analyse begrüßen wir ausdrücklich. Allerdings möchten wir betonen, dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse zeitnah in konkrete Handlungen und Maßnahmen umgesetzt werden. Eine zu lange Verzögerung könnte die Situation verschärfen und den Erfolg der angestrebten Verbesserungen gefährden.
2. Sprachliche Herausforderungen in der VP und Bedarf an französischsprachigen Klassen:
Die Sprachenproblematik stellt eine große Herausforderung in der Voie de Préparation dar. Das Bildungsministerium beabsichtigt daher, verstärkt französischsprachige Klassen anzubieten, um den Bedürfnissen der Schüler.innen gerecht zu werden. Dabei wird auch die individuelle Sprachkompetenz der Schüler.innen berücksichtigt, um eine effektive Lernumgebung zu schaffen. Außerdem soll das französischsprachige Angebot in der Berufsausbildung (DAP, CCP) ausgebaut werden..
Das Bildungsministerium kommt damit unserer Forderung nach, sowohl in der VP als auch in der Berufsausbildung zusätzliche französischsprachige Klassen zu schaffen.
3. Überprüfung der Lehrmethoden
Das Bildungsministerium wird die bestehenden Lehrmethoden einer eingehenden Überprüfung unterziehen, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Schüler.innen entsprechen und effektive Lernergebnisse erzielen.
Als Gewerkschaft heißen wir jegliche Anstrengungen zur Gewährleistung einer hochwertigen Bildung für alle Schüler.innen willkommen. In unserem Forderungskatalog haben wir ausdrücklich die Anpassung der Lehrprogramme sowie die Bereitstellung adäquater Lehrmaterialien gefordert. In diesem Zusammenhang begrüßen wir die in Aussicht gestellte Überprüfung der Lehrmethoden durch das Bildungsministerium.
Trotz dieser positiven Entwicklung ist es wichtig zu betonen, dass die Implementierung solcher Maßnahmen Zeit erfordert. Jedoch dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass kurzfristige Schritte notwendig sind, um eine unmittelbare Verbesserung der aktuellen Situation zu erzielen.
4. Rekrutierung von Lehrkräften:
Angesichts des Lehrermangels wird das Bildungsministerium Maßnahmen ergreifen, um die „Rekrutierungsbasis“ zu erweitern. Wie genau dies umgesetzt werden soll, konnten die Vertreter des Bildungsministeriums uns nicht erläutern.
Gleichzeitig soll die Arbeit der Lehrkräfte wertgeschätzt werden. Für das SEW/OGBL wäre in diesem Kontext das Heraufsetzen des ACT72 von einer auf zwei Unterrichtsstunden pro Woche sowie das Heraufsetzen der Régence-Décharge auf zwei Unterrichtsstunden pro Woche unabdingbar. Dies wäre nicht nur ein starkes politisches Signal, sondern würde eine sofortige Entlastung der Lehrkräfte und damit Verbesserung der Arbeitsbedingungen bedeuten. Das Bildungsministerium ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht gewillt, so eine Maßnahme zu ergreifen, sondern will nach eingehender Analyse ein Gesamtpaket präsentieren.
Als SEW/OGBL bleiben wir der Meinung, dass starke politische Zeichen - wie das Heraufsetzen der Décharge-Stunden in der Voie de Préparation - erforderlich sind, um den Beruf attraktiver zu gestalten und den Lehrermangel entgegenzuwirken.
5. Aufstocken der ESEB-Teams
In den nächsten Jahren werden die multiprofessionellen ESEB-Teams an den Sekundarschulen weiter ausgebaut werden. Wie und wo genau sie eingesetzt werden, fällt in den Entscheidungsbereich der einzelnen Schulleitungen. Jedoch werden auch die Schüler.innen der VP von diesem Ausbau profitieren.
6. Ausbau spezifischer Beschulungsformen
Es ist geplant, spezifische Beschulungsformen weiter auszubauen, wobei in einer ersten Phase das Konzept der CISP-Klassen erweitert wird. Dadurch erhalten Schüler ab zwölf Jahren individuelle Betreuungsmöglichkeiten. Die CISP-Klassen funktionieren allerdings in enger Zusammenarbeit mit privaten Trägern, eine Tatsache, die das SEW/OGBL sehr kritisch bewertet.
Zusätzlich werden die CST (centre socio-thérapeutique) nun auch im Enseignement Secondaire angeboten, wobei die ersten Einrichtungen voraussichtlich im Jahr 2025 eröffnet werden.
Wir bedauern, dass keine direkten Maßnahmen ergriffen wurden, um das Wohlbefinden der Lehrkräfte zu garantieren oder ihre Arbeit angemessen zu würdigen. Wir erwarten weiterhin, dass das Ministerium ein starkes Signal setzt, indem es die zusätzliche Arbeitsbelastung der Lehrkräfte durch eine Erhöhung der Décharge-Stunden honoriert. Das Fehlen solcher konkreten Schritte kann unsere Zufriedenheit nicht vollständig gewährleisten.
Wir begrüßen hingegen, dass uns zugesichert wurde, dass wir im Herbst erneut mit Vertretern des Bildungsministeriums zusammenkommen werden, um die Fortschritte in der VP zu bewerten und eventuelle Lösungswege zu besprechen.
Das SEW/OGBL bleibt in diesem Dossier auf jeden Fall weiter am Ball. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir gemeinsam mit dem Bildungsministerium daran arbeiten, die Herausforderungen in der Voie de Préparation anzugehen und nachhaltige Lösungen zu finden.