Zum Ramadan in der Schule

12.06.2017

Zum Ramadan in der Schule


Es ist Ende Mai, ein heiβer Vormittag. Die Kinder und ich schwitzen im Klassenraum. Einige von ihnen bitten regelmäβig darum, trinken zu dürfen.

Nur Z. nicht. Er ist Moslem und nimmt am Ramadanfasten teil. Z. ist 11 Jahre alt. Während der kommenden Wochen wird er also tagsüber nichts essen oder trinken. Doch bereits jetzt, d.h. nach der ersten Fastenwoche, merke ich, dass seine Form nach der Pause nachlässt und er mit den Arbeiten hinterherhinkt. Er wirkt unkonzentriert und abwesend.

Im Laufe des Tages beschleichen mich zunehmends Fragen und ich steigere mich in «Fassungslosigkeit». Warum ist es möglich, ein Kind diesen körperlichen Strapazen auszusetzen? Warum wird das toleriert ? Und zuletzt: Was findet da im Namen der Religion statt ?

Bei Spiegel – Online fand ich einen Artikel vom 23. Juni letzten Jahres, der das Thema umreiβt.

Dort wird festgestellt, dass Grundschullehrer sich zunehmends um die Gesundheit muslimischer Kinder sorgen. «Die fastenden Kinder seien, besonders bei steigenden Temperaturen zu erschöpft, um noch am Unterricht, an Klassenarbeiten oder an schulischen Veranstaltungen wie etwa einem Sportfest teilzunehmen.»

«Die Ausübung religiöser Vorschriften» (spiegel-online 23.6.2016) wird akzeptiert.

Ich habe die Eltern bis jetzt nicht zur Rede gestellt, habe sie aber schriftlich darauf hingewiesen, dass ihr Kind in den letzten Tagen unkonzentriert ist und dass sie auf seine Gesundheit achten sollen.

Auf jeden Fall fühle ich mich in der Situation hilflos, denn ich kann lediglich mitteilen, dass das Fasten dem Kind nicht gut tut. Und das kann mir durchaus als meine subjektive Auffassung ausgelegt werden. Mir stellt sich die Frage, ob wir diese Praxis wirklich dulden müssen.

Ab dem nächsten Schuljahr gehört der Religionsunterricht in der Schule (fast) der Vergangenheit an.

Aber wie ist es mit religiösen Praktiken ?

Meiner Meinung nach sollten Grundschüler nicht am Ramadan-Fasten teilnehmen. Und ich finde, dass es bis zum nächsten Jahr ein Thema sein sollte.

Dann fängt der Ramadan am 15. Mai an.
Viviane Goffinet
Lehrerin eines C 3