Wir sitzen am Verhandlungstisch

07.03.2021

Wir sitzen am  Verhandlungstisch


Das Jahr 2021 startete für die APCCA  (Association du Personnel des Centres  de Compétences et de l‘Agence) mit  einem besonderen und vielversprechenden Auftakt: die Ankündigung des 
Bildungsministers zur Bereitschaft der  langersehnten Verhandlungen über das  gesetzliche Festhalten der Arbeitsbedingungen des edukativen und psycho-sozialen Personals im gesamten Schulwesen.

Seit der Gründung der damaligen “Education différenciée” im Jahr 1973, und den  daraus entstandenen psycho-pädagogischen Kompetenzzentren im Jahr 2018,  wurden bis zu dem heutigen Tag keine  Arbeitsbedingungen für das edukative und  psycho-soziale Personal gesetzlich definiert. Der Wunsch des Personals, diese  wichtigen und voraussetzenden Bedingungen für das Sicherstellen einer qualitativ wertvollen Arbeit mit Kindern und  Jugendlichen mit spezifischem Förderbedarf verbindlich festzuhalten, besteht  demnach schon lange.

Wir befinden uns aktuell in einer historisch einzigartigen Situation, in der das  Verhandeln mit dem Minister auf Augenhöhe zum Greifen nahe liegt. Der Minister  scheint die Notwendigkeit einer grundlegenden Diskussion und Verhandlung über  die Arbeitsbedingungen erkannt zu haben  und bot uns zusammen mit den anderen  Gewerkschaften und Assoziationen den  Sitz am Verhandlungstisch an. 

Diese Errungenschaft ist vor allem auf die  erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen  betroffenen Assoziationen und Gewerkschaften des edukativen und psycho-sozialen Personals zurückzuführen. Unser  Zusammenkommen und unsere Zusammenarbeit konnte nicht nur in der Presse,  sondern auch beim Bildungsminister auf  Gehör stoßen.

Im Oktober 2020 fand ein erstes Gespräch mit dem Bildungsminister und seinen  Beamten statt, indem wir unsere gemeinsamen Forderungen mit den anderen Assoziationen und Gewerkschaften mitteilen  konnten. Weitere Termine sollten zeitnah stattfinden, wurden jedoch immer wieder  verschoben. Eine Mobilisierung und einen  Aufruf zu einem Protestaufstand wurde für  Februar angekündigt, da keine Bereitschaft  seitens des Bildungsministers zu dem Zeitpunkt wahrzunehmen war.

Eine wichtige Wende wurde uns im zweiten  Gespräch im Januar 2021 gemeinsam mit  den anderen Gewerkschaften und Assoziationen angekündigt: Eine Timeline und zwei Arbeitsgruppen  wurden bis zum Schuljahresende mit dem  Ziel festgelegt, ein gemeinsames Abkommen  zwischen dem Bildungsminister und den  betroffenen Gewerkschaften und Assoziationen zu den Missionen und Arbeitsbedingungen des edukativen und psycho-sozialen  Personals im Schulwesen zu erarbeiten und  anschließend zu unterzeichnen.

Der im Februar geplante Protestaufstand  wurde vorläufig auf Eis gelegt, da wir  die angekündigte Verhandlungsbereitschaft des Bildungsministers und den  Beginn eines konstruktiven Sozialdialogs  annehmen möchten.

Es bleibt weiterhin unsere Überzeugung,  dass der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit spezifischem Förderbedarf im  ganzen Schulwesen erst dann eine wertschätzende Haltung entgegengebracht  werden kann, wenn das edukative psycho-soziale Personal ernst genommen wird und  gesetzlich verankerte Arbeitsbedingungen  eine qualitativ wertvolle Arbeit mit und am  Kind und Jugendlichen mit spezifischem  Förderbedarf zulassen.

In dem Sinne setzt sich die APCCA weiterhin  dafür ein, dass der Grundgedanke und  die Vision der Inklusion im Schulwesen  sowohl allen Kindern und Jugendlichen mit  spezifischem Förderbedarf als auch dem  edukativen und psycho-sozialem Personal  Rechnung getragen wird.

Genau wie das edukative psycho-soziale Personal individuell angepasste Förderangebote für alle Kinder und Jugendliche 
mit spezifischem Förderbedarf plant und  umsetzt, setzen wir uns dafür ein, dass  die Arbeitsbedingungen auf die Bedürfnisse des Arbeitsalltags des Personals  abgestimmt werden und den Rahmenbedingungen des Schulkontextes und  dem qualitativen Bildungsauftrag gerecht  werden können.
Nadia Ruef
Presidentin vun der APCCA